19/7/2024

Stellungnahme Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie

Veröffentlicht am 18.06.2024 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).

EPEA: Stellungnahme | Download

Die EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer, seit Jahrzehnten Pionier der Circular Economy, begrüßt den Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Die darin beschriebenen Leitlinien, Ansätze und konkreten Maßnahmen bieten bei konsequenter und zügiger Umsetzung die Grundlagen für eine Circular Economy made in Germany. Neben der damit verbundenen Rohstoffversorgungssicherheit und -souveränität bietet es Unternehmen die Chance, mit zirkulären Schlüsseltechnologien eine globale Vorreiterrolle einzunehmen und wesentliche Unterstützer im Klima- und Ressourcenschutz zu werden. Die NKWS macht dabei deutlich, welche entscheidenden Rolle die öffentliche Hand als Gesetzgeber und Weichensteller sowie gleichzeitig als vorbildlicher Konsument einnimmt.Öffentliche Hand als Vorbild

  • Als erste und wesentlichste Handlungsfelder werden dabei die Digitalisierung, das Vergaberecht und die Förderlandschaft in Angriff genommen. Aktuelle Aktivitäten wie die Entwicklung eines digitalen Produktpasses (4.2), idealerweise kompatibel beispielsweise mit dem geplanten Gebäuderessourcenpass, oder derzeitige Hemmnisse, die das Vergabetransformationspaket beseitigen soll, werden dabei priorisiert.
  • Die bevorzugte Beschaffung gebrauchter und wiederaufbereiteter Produkte sollte dabei jedoch eine kurzfristige, eher überbrückende Maßnahme darstellen (4.11.4). Vielmehr kann die öffentliche Hand mit den ihr zur Verfügung stehenden Volumina den Fokus auf die Beschaffung innovativer kreislauffähiger Produkte legen, um Herstellern die notwendigen Anreize zu bieten, Ihre Produkte auf eine Circular Economy auszurichten und neue Geschäftsmodelle wie z. B. Product as a Service anzubieten. Dieser Fokus würde somit auch die Entwicklung von Marktführer-Technologien für Klimaschutz und Ressourcenschonung befördern.
  • Als weiteres Entscheidungskriterium in der Beschaffung wäre aus Sicht von EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer die Einführung eines CO2-Schattenpreises als Nachhaltigkeitskriterium zielführender als die Lebenszykluskosten, die lediglich Wirtschaftlichkeit nach heutigen Kriterien abbilden, jedoch nicht gesamtgesellschaftliche Klimaschadenskosten und zukünftige Risiken (4.11.4). Hier ist ein realistischer Preis notwendig, wie ihn das Umweltbundesamt mit > 800 €/to CO2_e vorgibt, um als spürbarer finanzieller Hebel die Transformation herbeizuführen. BadenWürttemberg hat bereits seit 2023 einen CO2-Schattenpreis mit aktuell ca. 237 €/to CO2_e eingeführt.

Das Produktdesign ist entscheidend für eine funktionierende und echte Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle to Cradle Prinzip

Wir begrüßen im Rahmen der Weiterentwicklung der Ökodesign-Verordnung und insbesondere der Revision der EU-Bauproduktenverordnung den Willen zur Sorgfalt und den hohen Anspruch an die Qualität der Input-Materialien; dies sichert essentiell eine hohe Sekundärrohstoffqualität in der Zukunft (4.3.3). Wir sind davon überzeugt, dass sich dies im Zusammenhang mit einer Anpassung der Produkt- bzw. Herstellerverantwortung positiv auf die deutschen Unternehmen und ihre Innovationspotentiale auswirken wird.

Einen weiteren wesentlichen Schritt in die Circular Economy stellt in diesem Zusammenhang die Förderung von Rücknahmesystemen und Recyclingtechnologien in Verbindung mit der Verwendung der gewonnenen Sekundärrohstoffe in unternehmenseigenen Produkten dar (4.3.4).Da die gebaute Umwelt als anthropogenes Rohstoffdepot eine besondere Stellung in einer zukünftigen Circular Economy einnimmt möchten wir im Bau- und Gebäudebereich (4.8) auf einige Punkte näher eingehen.

Die gebaute Umwelt als zukünftiges Rohstoffdepot

  • In der NKWS sind eine Reihe von Maßnahmen benannt, um die Stoffkreisläufe der mineralischen Baustoffen möglichst vollständig und zeitnah zu schließen. Bereits heute zeigt sich in der Praxis, dass nicht schadstoffbelastete mineralische Bauabfälle in großen Teilen mindestens einer Wiederverwertung zugeführt werden(4.8.3, 4.8.4). Werden Neubauten, also neue Tragwerke, zukünftig vermieden bzw. mineralische Baustoffe durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt, reduziert sich hier deutlich der Bedarf aber auch die Verfügbarkeit mineralischer Rezyklate. Erklärtes Ziel der Bauschaffenden ist es bereits heute, Gebäude mit einer hohen Nutzungsflexibilität für maximale Langlebigkeit zu entwickeln.
  • Demgegenüber stehen die kurzfristigeren Nutzer- bzw. Nutzungswechsel, die in der Regel Umbauten und damit Ausbau-Abfälle mit sich bringen. Dies sind in der Regel komplexere Baumischabfälle, die im Augenblick zu großen Teilen einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Schadstofffreiheit, Trennbarkeit und Demontierbarkeit von Bauprodukten können zukünftig helfen, den Unternehmen hochwertige Sekundärrohstoffe zur Verfügung zu stellen. Dies und die Bereitstellung von Kenntnissen über die bereits gebundenen Rohstoffe im Gebäudesektor sind essentiell für ein effizientes Stoffstrommanagement. Wir befürworten daher die unter 4.8.2 vorgestellten Pläne der Bundesregierung, mit dem Deutschen Ressourceneffizienzprogramm eine ganzheitliche und zukunftsweisende Urban Mining Strategie zu erarbeiten.
  • Eine zügige Einführung einer Bauteilsichtungspflicht mit Inventarisierung wiederverwendbarer/ wiederverwertbarer Baumaterialien und Bauteile wird bereits heute einen wertvollen Beitrag leisten zur „Rettung“ von Ressourcen (4.8.4). In diesem Zusammenhang begrüßen wir explizit die Neubewertung von Althölzern für eine hochwertige Wiederverwendung/ Wiederverwertung entlang einer langfristigen Nutzungskaskade.
  • Dagegen sehen wir die Erstellung von Rückbaukonzepten für Neubauten und Modernisierungen als nicht zielführend an (4.8.4). Unbestritten ist die Notwendigkeit der digitalen Dokumentation von Materialqualität und Kreislauffähigkeit (Trennbarkeit/ Demontierbarkeit) in Gebäuderessourcenpässen. Jedoch greifen heute erstellte Rückbaukonzepte auf Rückbautechnologien nach heutigem Stand der Technik zurück - für einen Rückbau in möglichst ferner Zukunft. Damit werden Dokumente generiert, die für die zukünftigen am Bau Beteiligten keinen inhaltlichen Mehrwert darstellen.
  • An dieser Stelle möchten wir abschießend auf die entscheidende Rolle der Digitalisierung von Materialidentitäten hinweisen, über ihren gesamten Lebenszyklus in Gebäuden und darüber hinaus. Ohne dies ist zukünftig eine Ressourcensicherheit und -souveränität in Deutschland und der EU nicht denkbar.

Im Rahmen der geplanten Plattform für Kreislaufwirtschaft werden wir die Einführung einer echten Circular Economy in Deutschland mit unsere langjährige Kompetenz im Cradle to Cradle Designprinzip aktiv unterstützen.

BMUV: Entwurf einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) | Download

Hier geht's zum Download

Hoppla! Beim Absenden des Formulars ist etwas schief gelaufen.