Im Circularity Passports® - buildings oder Materialausweis wird festgehalten, welche Bauprodukte und -materialien eingesetzt werden oder wurden, wie groß ihr ökologischer Fußabdruck ist, wie die Kreislauffähigkeit ist und welchen Wert die eingesetzten Materialien haben.
Im Grunde ist es wie bei Fertiggerichten: Auf der Packung werden die Inhaltsstoffe angegeben. Man will ja wissen, was drin ist. Für die eigene Gesundheit, für die Gesundheit unseres Planeten. Aufs Wohnen und Bauen übertragen, hat EPEA so genannte Gebäudematerialpässe entwickelt, die Circularity Passports® - buildings, kurz Circularity Passports®, noch kürzer CP.
Die Idee entspringt aus dem EU-Forschungsprojekt BAMB (Buildings As Material Banks). Von 2015 bis 2018 erarbeiteten dabei 16 europäische Unternehmen, Forschungsinstitute und Universitäten einen Materialpass für Neu- und Umbauten und testeten diesen in der Praxis. Denn bis zu dieser Zeit wurden nach Ende des Lebenszyklus von Gebäuden die wertvollen Materialien drittklassig verwertet oder landeten auf der Deponie. Inzwischen ist man etwas weiter.
Über 100 Materialpässe hat EPEA bereits erstellt und kontinuierlich weiterentwickelt. Für alle Arten von Gebäuden. Circularity Passports werden gemeinsam mit Ökobilanzen in einer internen Datenbank festgehalten und dienen der Dokumentation sowie der planungsbegleitenden Optimierung. Mit Hilfe der Madaster-Plattform lassen sich die am Markt verfügbaren Modelle harmonisieren und der finanzielle Rohstoffrestwert ermitteln.
So wird ein Gebäude als hoch eingestuft, wenn die Materialien beispielsweise aus erneuerbaren oder recycelten Quellen stammen. Zusätzlich bewertet der Materialpass den CO2-Fußabdruck, die Umweltbilanz und weitere Kategorien wie Materialarten und -mengen, Schadstoffgehalt, Recyclingfähigkeit, Trennbarkeit der Materialien sowie Demontierbarkeit der Bauteile.
Die Vorteile des Circularity Passports® - buildings im Überblick:
Verpflichtend sind Materialausweise bisher noch nicht. Ein europäisches Gesetz könnte das ändern. Dann müssten schon bei der Gebäudeplanung die relevanten Materialien unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung und Kreislauffähigkeit sorgfältig ausgewählt werden. Und durch die Verwendung messbarer Kennwerte haben Planungsteams die Möglichkeit, ihre Gebäude hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Die Folgen: eine echte Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle to Cradle®-Design-Konzept und eine Absolution der Baubranche als Abfallproduzent Nummer eins in den Industrieländern.
von Matthias Heinrich