Cradle to Cradle® – Häuser wie Bäume, Städte wie Wälder

February 3, 2025

Baut man Gebäude nach dem Cradle to Cradle®-Prinzip, werden daraus langlebige Rohstoffdepots, die Ressourcen gezielt zurückführen. Wie in der Natur, wo Abfall nicht zurückbleibt, sondern zu Nährstoffen für etwas Neues wird.

Eine Welt ohne Abfall – wäre das nicht ein Traum? Handelt man nach dem Cradle to Cradle®-Designprinzip (C2C), wird er wahr. Dann nämlich gibt es nur noch Häuser und ganze Städte aus chemisch unbedenklichen Materialien, die potenziell unendlich zirkulieren können und nicht mehr zu Abfall im heutigen Sinne werden. Cradle to Cradle, „von der Wiege zur Wiege“, ist die Lösung, um eine abfallfreie „echte“ Kreislaufwirtschaft zu gestalten.

Was fast wie ein Märchen klingt, ist im Grunde ein alter Hut. Das C2C-Designprinzip wurde bereits in den 1990er-Jahren von Prof. Dr. Michael Braungart, William McDonough und EPEA Hamburg entwickelt. In der Baubranche ist es erst richtig populär geworden, seit man weiß, dass nicht nur der Energieverbrauch von Gebäuden über Nachhaltigkeit entscheidet. Auch Faktoren wie Herkunft und Beschaffenheit der Materialien sowie die generellen Auswirkungen eines Bauprojekts auf Umwelt und Mensch spielen eine große Rolle. Man muss also anders bauen. Besser. Zukunftsorientierter.

Gebäude nach dem Cradle to Cradle®-Designprinzip (C2C):

  • sind variabel und umnutzungsfähig konstruiert
  • leicht zu demontieren
  • energiepositiv
  • sortenrein trennbar
  • recyclingfähig
  • positiv für Mensch und Umwelt
  • werden zu langlebigen und werthaltigen Rohstoffdepots
  • setzen Ressourcen nach dem Ende der Nutzung wie geplant wieder frei
  • tragen zum Werterhalt der Immobilie bei

Die C2C-Prinzipien finden Anwendung in allen Stufen des Lebenszyklus eines Produkts, bzw. eines Gebäudes. Angefangen von Material und Design, was Lebensdauer, Wiederaufbereitung, Reparaturfähigkeit und biologische Abbaubarkeit beeinflusst, bis hin zur Demontage und Sortierung verschiedener Wertstoffe nach der Nutzung sowie deren Aufbereitung für einen erneuten Einsatz. Ob Bauteil oder Anlagenkomponente, für jedes Material greift derselbe übergeordnete Prozess. Das Cradle to Cradle®-Designprinzip (C2C) ist noch mehr: Als ganzheitliches Konzept umfasst es alles, was bei der Herstellung eines Produkts oder Gebäudes mit im Spiel ist:

  • Herkunft / Lieferkette: lückenlos nachvollziehbar vom Abbau von Rohstoffen über die Herstellung von Produkten bis hin zum Transport
  • Transportwege: kurz
  • Produktion und Transport: fair
  • Material und Design: langlebig, gesund, reparierbar, recycelbar
  • Energieträger: regenerativ
  • Rohstoffe: bevorzugt aus biogenem, nachwachsendem oder rezykliertem Material
  • Materialien: aus positiv definierten Inhaltsstoffen
  • Planung von Anfang an hinsichtlich einfacher Austauschbarkeit bzw. Anpassungsfähigkeit einzelner Funktionseinheiten
  • Trennbarkeit der Bauelemente in ihre Bestandteile, Schichten oder Recycling-Einheiten
  • Ressource Wasser: verantwortungsvoller Umgang
  • Artenvielfalt und Biodiversität: aktive Steigerung

Viele Daten müssen dabei erfasst werden. Festgehalten werden sie im unter anderem im Circularity Passport® Buildings, einem wichtigen Planungs- und Dokumentationsinstrument. Dieser Materialpass verrät alles über die Kreislauffähigkeit eines Gebäudes, belegt z.B., welche verwendeten Bauteile sich einfach trennen lassen und wie die verbauten Produkte zusammengesetzt sind. Ein wichtiger Geselle des Circularity Passport ist Madaster, eine Plattform, über die man den Materialwert eines Gebäudes ausweisen, Materialinformationen über lange Zeiträume speichern, Rohstoffrestwerte verlässlich ermitteln und den Nutzungszyklus eines Gebäudes kontinuierlich dokumentieren kann. Circularity Passport und Madaster gemeinsam sind die Basis für das Gebäude-Material-Kataster, was der Planung und Optimierung des Rohstoffmanagements dient. Kurzum: Circularity Passport + Madaster = Material-Kataster.

Auch erschienen auf ASSETPHYSICS.

Autor: Matthias Heinrich

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